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Die Stadtteilvertretung Spreeinsel

Stadtteilvertretung Spreeinsel
Fischerinsel 5, 10179 Berlin

Anne Wagner-Junker, Sprecherin
E-Mail: info@spreeinsel.de

Berlin, den 28.6.2002

Stellungnahme der Stadtteilvertretung Spreeinsel zur Bebauung Schloßplatz Berlin - Historische Mitte, vom 28.6.2002


Zur Stellungnahme der Stadtteilvertretung Spreeinsel erreichte uns folgende Nachricht von Herrn Prof. von Buttlar:
"Ich möchte Ihr Schreiben durch Unterzeichnung unterstützen."
Prof. Dr. Adrian von Buttlar, TU Berlin - Vorsitzender des Landesdenkmalrates Berlin


Zur bevorstehenden Abstimmung im Deutschen Bundestag am 03.07.2002 begrüßt die Stadtteilvertretung Spreeinsel als Betroffenenvertretung im hauptstädtischen Entwicklungsgebiet Schloßplatz, Spittelmarkt und Friedrichswerder, die Empfehlungen der Experten-Komission Historische Mitte zur zukünftigen Bebauung des Schloßplatzes.

Wir bitten die Abgeordneten des Deutschen Bundestages, für die folgenden Überlegungen bei der bevorstehenden Abstimmung zu Inhalt und Verfahren der zukünftigen Bebauung des Schloßplatzes in Berlins Historischer Mitte zu stimmen:

Für die, von der Experten-Komission Historische Mitte vorgeschlagenen Nutzungen auf dem Schloßplatz Berlin zu öffentlichen Zwecken, insbesondere

a) die Errichtung außereuropäischer Museumssammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz im hervorragenden Kontext mit den Wissenschaftssammlungen der Humboldt-Universität Berlin und den Museen auf der Berliner Museumsinsel: den archäologischen Museen der griechischen und römischen Antike, den vorderasiatischen Sammlungen und dem Museum für Islamische Kunst sowie besonders den Sammlungen abendländischer europäischer Kunst und Kultur;

b) die Errichtung der Wissenschaftssammlungen der Humboldt-Universität als Forschungs- und Wissenschaftsstätte;

c) die Errichtung einer öffentlichen Landes-Bibliothek mit der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (Breite Straße und Amerika-Gedenk-Bibliothek) und deren großartigen multimedialen Kommunikationsformen als Medienzentrum auf dem Schloßplatz;

d) die Errichtung einer Agora aus öffentlichen und privaten Nutzern als Forum für Kultur und Freizeit, als Zentrum des öffentlichen Lebens;

e) die teilweise Bebauung der Schloßfreiheit und des Umfeldes auf der Spreeinsel mit Wohnungen für Bürger und BürgerInnen.

Die Inhalte, wie sie in nur eineinhalb-jähriger Zeit von der Experten-Komission Historische Mitte vorgeschlagen wurden, bilden eine hervorragende Basis für eine zukünftige Nutzung des Schloßplatzes, des zu bauenden Gebäudes und des gesamten Areals. Nach der auf verschiedensten Ebenen geführten fast 11-jähriger Diskussion über ein Schloß in Berlins Mitte halten wir die nunmehr abgeschlossenen Empfehlungen der Experten-Komission Historische Mitte für ein hervorragendes Ergebnis. Deutschland ist keine Monarchie und insofern hätten wir die originale Rekonstruktion eines Schloßgebäudes nicht als einer uns gemäßen Zukunft und der Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder ansehen können.

Das besondere Anliegen der durch die Stadtteilvertretung Spreeinsel repräsentierten BürgerInnen Berlins ist es, die Schaffung eines für viele Menschen unterschiedlichster gesellschaftlicher Gruppen und unterschiedlichsten Alters zugänglichen, nicht kommerzialisierten Ortes mit hoher Aufenthaltsqualität zu unterstützen. Deshalb bitten wir die Abgeordneten des Deutschen Bundestages, bei der Abstimmung im Deutschen Bundestag am 3.7.2002 für einen offenen Wettbewerb zur Bebauung des Schloßplatzes zu votieren, d.h. für einen Architekturwettbewerb, der die Errichtung barocker Fassaden an 3 Gebäudeseiten und des sog. Schlüter-Hofes nicht zwingend vorschreibt. Mit diesem Votum verbinden wir den Gedanken, das hohe Gut der Freiheit der Ideen nicht rückwärtsgewandt einzuschränken und es dem Können und der Verantwortung der zukünftigen Bauherren, Architekten und Gestalter zu übertragen, ihre ästhetischen, architektonischen und stadträumlich-gestaltenden Ideen in eine Form zu geleiten, die den gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen gerecht wird.

Insofern unterstützen wir die, unseres Wissens, von den Abgeordneten aller Fraktionen, aber insbesondere der Fraktionen der Bündnis90/DieGrünen, der SPD und der PDS getragenen Haltungen, insbesondere die der Bundestagsabgeordneten, Franziska Eichstätt-Bohlig, Eckhardt Barthel und Petra Pau, nach einem offenen Wettbewerb zur Bebauung des Schloßplatzes in der historischen Mitte Berlins. Insbesondere unterstützen wir des weiteren das Anliegen von Peter Conradi, Präsident Bundesarchitektenkammer, und Adrienne Goehler, Senatorin a. D., den asbest-sanierten Rohbau des Palastes der Republik mit geringstmöglichem Kostenaufwand für eine begrenzte Zeit kulturell für die Öffentlichkeit nutzbar zu machen.

Nicht zuletzt, aber ausdrücklich fordern wir, das denkmalgeschützte Staatsratsgebäude in der zukünftigen Nutzung nicht der Öffentlichkeit zu entziehen. Unseres Erachtens muß der Schloßplatz zu einem Ort der öffentlichen Begegnung der Bürger und Gäste Berlins werden. Dies verlangt, dieses Gebäude in die öffentliche und kulturelle Kommunikation zum heutigen Zeitpunkt einzubeziehen. Dem widerspricht die jetzt bekanntgewordene zukünftige Nutzung. Wie Sie, verehrte Abgeordnete des Deutschen Bundestages wissen, gab es einen hervorragenden Konsens in der gesamten Öffentlichkeit, daß das Staatsratsgebäude und der Staatsratsgebäude-Garten zur öffentlichen Nutzung, besonders in Zeiten der Bebauung des Schloßplatzes, zur Verfügung stehen müssen. Dies entsprach im wesentlichen auch der Empfehlung der Experten-Komission Historische Mitte. Sollte nunmehr durch das Land Berlin eine andere Nutzung entwickelt werden, die die Öffentlichkeit von vornherein ausschließt, betrachten wir dies als groben Vertrauensbruch gegenüber einem großartigen demokratischen Konsens dazu in der Bürgerschaft Berlins, ja deutschlandweit. Hierzu werden wir uns in einem Offenen Brief in nächster Zeit äußern.

Mit freundlichen Grüßen und guten Wünschen für einen erfolgreichen Verlauf der Abstimmung

Anne Wagner-Junker
Sprecherin Stadtteilvertretung Spreeinsel, Berlin

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