Stadtteilvertretung Spreeinsel
Anne Wagner-Junker, Sprecherin (bis 2005)
E-Mail: info@spreeinsel.de
Anhörung vor der Internationalen Expertenkommission Historische Mitte am 18.4.2001, 17.10 h, in Berlin, Rotes Rathaus
"Bürgerzentrum Spreeinsel" im sog. Staatsratsgebäude und:
Bebauung des Schloßplatzes für einen Mix von Öffentlicher Bibliothek, Museen und Medienzentrum auf dem Schloßplatz
Die "Stadtteilvertretung Spreeinsel" ist die Betroffenenvertretung im hauptstädtischen Entwicklungsgebiet auf der Spreeinsel (Schloßplatz bis Gertraudenstraße) und dem Friedrichswerder gemäß städtebaulicher Sanierungs- oder Entwicklungsmaßnahmen, §§ 136 - 171 des BauGB, Beteiligung und Mitwirkung der Betroffenen vom 19. April 1995 (Berlin, SenBauWohn)
Das Baugesetzbuch gibt den Betroffenen gemäß § 137 das Recht auf frühzeitige Information, Beratung und Mitwirkung bei der Vorbereitung und Durchführung der Sanierung resp. Entwicklungsmaßnahme.
Derzeitige Mitglieder: Herr Günter Brach, Frau Ingrid Degenkolbe, Herr Horst Hahn, Herr Andreas O. Heinz, Frau Ingrid Kleinsorge, Frau Waltraud Kronfeldt, Frau Prof. Dr. Anni Seidl, Herr Walter Stolle
Frau Anne Wagner-Junker, Sprecherin.
"Ich bin überzeugt, daß es mit zum Erdenleben gehört, daß jeder in dem gekränkt werde, was ihm das Empfindlichste, das Unleidlichste ist:
Wie er da herauskommt, ist das Wesentliche"
Diese Gedanken Rahel Varnhagens stellt Christa Wolf ihrem 1974 erschienenen Buch "Unter den Linden" als Motto voran - und sie schreibt:
Unter den Linden bin ich immer gerne gegangen. ... Unbeschreiblich liebe ich diese sicheren Anfänge, die nur denen gelingen, die glücklich sind. ...
Möge der Expertenkommission Historische Mitte und uns allen ein sicherer Anfang beschieden sein.
"Bürgerzentrum Spreeinsel" im sog. Staatsratsgebäude und:
Bebauung des Schloßplatzes für einen Mix von Öffentlicher Bibliothek, Museen und Medienzentrum auf dem Schloßplatz
Sehr verehrter Herr Vorsitzender der Internationalen Expertenkommission, sehr geehrte Mitglieder Damen und Herren, sehr geehrte Herren Mitglieder des Moderatorenkreises, verehrte Anwesende,
ich danke Ihnen, den Mitgliedern der Internationalen Expertenkommission Historische Mitte und des Moderatorenkreises, daß sie mir die Möglichkeit geben hier zu sprechen, um die Nutzungs-Interessen der Bürger und BürgerInnen, die auf der Spreeinsel und in angrenzenden Bereichen leben, öffentlich in die Anhörung einzubringen.
Die Grundlage für meinen Beitrag bildet die von der Stadtteilvertretung Spreeinsel am 28. Februar 2001 von den anwesenden Mitgliedern einstimmig als zukünftiges Arbeits-Programm begrüßte "Projektskizze Bürgerforum Spreeinsel". Dieser ging voraus eine sehr kommunikative, mehrwöchige Auseinandersetzung über kommunale Defizite und Identifikations-Verluste, über bürgernahe Lebensformen, über wissenschaftlich-technische und kulturelle Zielstellungen heutigen und zukünftigen Lebens in Berlin-Mitte, am Entstehungsort Berlins.
In zahlreichen Gesprächen im Stadtzentrum e. V., im Arbeitskreis Schloßplatz, mit den Mitgliedern der Stadtteilvertretungen Wilhelmstraße und Spreebogen, sind wir den komplizierten Fragen der zum Teil sehr tiefgreifenden Veränderungen der einstmals geteilten Stadt nachgegangen. Wir haben begreifen müssen, wie stark unsere gesamte Stadt mit Defiziten belastet ist und bei allem sichtbaren Erfolg für die Lebenskultur in der neuen Bundeshauptstadt auch zukünftig sein wird. Dabei möchte ich besonders dem Entwicklungsbeirat "Entwicklungsmaßnahme 'Hauptstadt Berlin - Parlaments- und Regierungsviertel' des Landes Berlin danken. Hier haben sich die Anliegen und Fragen zu teilweise schwierigen Zusammenhängen in regelmäßigen Sitzungen oftmals zu einem gegenseitigen Verständnis verdichten können. In dieser, ich nenne es mal Schnittstelle zu den Verantwortungsträgern des Senates und der Bezirksämter, fanden unsere Fragen Gehör und eine qualifizierte Information zu Sanierungs- und Baumaßnahmen des Landes Berlin und des Bundes statt.
Das Spreeinsel-Arreal als ein modernes Netzwerk für Bewohner, Gewerbetreibende, für die Kunst und Kultur, die Tourismus-Branche, für Politik, Bildung, Wissenschaft und Forschung
Voraussetzung für die zukünftigen "Umgangsformen" zum Standort Spreeinsel und Umgebung ist vor allem eins: das Entwickeln einer Planungskultur und das nicht nur in städtebaulicher Hinsicht. Barbara Jakubeit hat im vorigen Jahr formuliert: keine faulen Kompromisse zementieren, sondern Vielfalt erzeugen, besonders an diesem Ort, wo historische Strukturen zerstört sind - teilweise durch kriegerische Einflüsse, teilweise durch die Auflassungen der nachfolgenden Generationen.
Und Vielfalt wollen wir kommunikativ und kommunal anschaulich machen: im "Bürgerzentrum Spreeinsel". Der Streit der Kulturen miteinander ist unabdingbar und das Kain-Abel-Prinzip ist wohl heute und hier die Metapher für enge Sichtweisen, die Demokratie und Toleranz eher ablehnen als befürworten. Manchmal aber ist es auch der Ausdruck von Macht - von Macht der Stärkeren gegenüber den Schwächeren, wie immer sich soziokulturelle Handlungsweisen analysieren lassen oder wahrnehmbar werden.
Aus mehrjähriger Erfahrung mit Stadtentwicklung in diesem Gebiet ziehen wir heute ein vorläufiges Resümee, das nicht über gewachsene Strukturen und urbanes Leben berichten kann. Vielmehr haben sich die Aufenthaltsqualität und das Verständnis füreinander verringert, nicht zuletzt durch radikale Sanierungs- oder Verkaufsmaßnahmen von Eigentümern an Grund und Boden. Sicher gibt es keinen klaren Maßstab für diese Behauptung, Fakt ist aber, das spätestens seit dem vergangenen Jahr - ich persönlich lebe seit 1997 auf der Fischerinsel - auf der Spreeinsel und in den angrenzenden Gebieten eher ein kultureller Rückschritt als wachsende Lebenskultur, das Sich-Beschweigen im öffentlichen Raum als eine öffentliche Kommunikation zeigen. Besonders viele ältere Bürgerinnen und Bürger, die hier leben, sind in ihrer Würde verletzt, weil man ihnen nicht den altersgemäßen Lebensraum zubilligt. Jüngere Leute ziehen ob wachsender Trostlosigkeit hier weg. Letztes, tiefgreifendes Beispiel ist der Abriß des Ahornblattes, eines Hypar-Schalen-Bauwerkes, das in seiner wunderbaren Raumdimension der ideale Ort gewesen wäre, für viel Kultur und Kunst, wofür man anderenorts nicht die nötigen Quadratmeter parat hat. Es verschwand mit diesem Abriß auch gleich der letzte größere Einkaufsmarkt für ca. 2.500 auf der Fischerinsel lebende Bewohner - ersatzlos und ohne daß die Verantwortlichen im zuständigen Bezirksamt einem so dicht besiedelten Gebiet wie der Fischerinsel eine entsprechende Ersatzlösung anbieten konnten. Heute befindet sich dort, auf der südlichen Spreeinsel eine riesige Baugrube. Augenscheinlich ruht der Baubetrieb.
Aus diesen Erfahrungen heraus und in Kenntnis zahlreicher Diskussionsbeiträge moderner Stadtentwickler und Soziologen, Künstler, Architekten und Kulturschaffender meinen wir:
Die erfolgreiche, zukünftige Bebauung des Schloßplatzes und angrenzender Gebiete wird entscheidend davon bestimmt werden, wie es gelingt, qualitative Zielsetzungen zu einer Rekultivierung bürgernaher Lebensformen nach internationalen Kriterien einer lebendigen Stadt zu formulieren, die zur Erschließung der Spreeinsel insgesamt als Basis zukünftiger Nutzungen fungieren. Kurz gesagt: als national und international frequentierter Ort, der als kulturvoller Lebensraum für ca. 4.000 - 5.000 direkte Bewohner keine Brache wird, sondern als touristisch-kulturelles Zentrum mit internationalem Flair funktioniert - sowohl zum Arbeiten (oder müßte man heute besser "dienstleisten" sagen), als auch zum Flanieren, sich Bilden und sich Erholen.
Daß sich dies die hier lebenden Bürgerinnen und Bürger vorstellen können, soll mit der Projektskizze "Bürgerzentrum Spreeinsel" als ein erster Schritt deutlich gemacht werden. Um der Authentizität der Ideen und Anschauungen willen müssen wir die Diskussion um die Zukunft der Spreeinsel und im besonderen des Schloßlatzes auch an diesem Ort führen. Nur dies läßt uns wahrhaft streiten und einander näher kommen, in direkter Begegnung. Deshalb plädiert die Stadtteilvertretung Spreeinsel dafür, sofort ein Zentrum kommunikativen Austausches zu schaffen. Es darf keine Erzeugung veralteter, zentralistischer Stadtorganisation entstehen. Ein guter Weg wäre unserer Ansicht nach die öffentliche Nutzung des Staatsratsgebäudes einzuleiten und die Nutzung des vorhandenen Parks am Staatsratsgebäude zu ermöglichen. Auch die Kommission Historische Mitte sollte sich zukünftig - das Bundeskanzleramt hat m. W. seinen Auszug wohl nur leicht verzögert - direkt an diesem Ort aufhalten. Von hier erschließt sich der Raum um den es uns geht, nicht nur stadträumlich. Nein, auch ideell, im Angesicht des Alten Museums und der Museumsinsel, in der Nachbarschaft der Gebrüder Humboldt - der meistfrequentierten Uni Berlins - und unter der Klangsphäre großer Musiker und Sänger in der Staatsoper Unter den Linden und der großen Landesbibliothek. Raum erschließt sich auch mit Vorstellungen, von denen die entstandene Nord-Ost-Ecke eine eindrucksvolle Realität avisiert: die Rekonstruktion der Bauakademie des bedeutendsten Baumeisters der Stadt, Karl Friedrich Schinkel. Für diese Idee der Rekonstruktion gibt es keinen anderen Ort. In der Nachbarschaft des Kommandantenhauses und im Gegenüber des Ortes, an dem der "Beitritt" zum Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland beschlossen wurde. Nur von hier ist die Dimension unserer zukünftigen geistigen Auseinandersetzungen im wachsenden Europa erfahrbar. Möglicherweise hat die geniale Errichtung der Schloßkubatur in einer künstlerisch hervorragend erzeugten Attrappe durch französisches Kulturverständnis und seine Darstellung im 1:1 Format eine heilsame Wirkung erzeugt: die Suche nach unserer Identität nicht allein bei der deutschen Geschichte bewenden zu lassen. Auf dem steinigen Weg in ein vereintes Europa sind wir gut beraten, wenn diese Suche prospektiv auf neue Ziele gerichtet wird und nicht auf die Erzeugung von restitutiven Verengungen. Die Kultur kann dafür das richtige Augenglas bieten. Denn genau an diesem weitreichenden Ort gibt es bereits sehr anschauliches "Material" - stadt- und kunstgeschichtlich, philosophie-, rechts- und literaturgeschichtlich, archäologisch-wissenschaftlich, kulturell-bildungspolitisch und soziologiegeschichtlich.
Dieses innerstädtische Gebiet der Bundeshauptstadt Berlin ist sichtbar unterentwickelt gegenüber dem politisch-kulturellen Anspruch, der sich durchgängig in der hier gelebten Geschichte ausdrückt. Nicht nur die beiden Verkehrsadern zerteilen die gesamte Spreeinsel. Auch die überdimensionalen Baustellen mit unerträglichem Lärm und Baustellen-Logistik sowie die Nicht-Erfüllung einfachster Versorgungsmöglichkeiten des täglichen Lebens bilden den unerträglichen Kontrast zum Juwel auf dem nördlichen Teil - der Museumsinsel.
Das Ziel des Projektes "Bürgerzentrum Spreeinsel":
Zu vermitteln, zu kommunizieren und öffentlich erlebbar werden zu lassen die Schaffung von stadträumlich-bürgernahen Orten und Strukturen der Erlebbarkeit der gesamten Spreeinsel als Standort für Kommunal- und Außenpolitik, Museums-, Kunst- und Kulturpolitik, Bildungszentrum und Medienstandort, zunächst in der langen Phase der Bebauung des Schloßplatzes.
Thematisiert man dies an bereits vorhandenen Orten so sind die Möglichkeiten der Weiterungen, Ergänzungen und Neuschöpfungen unschwer erkennbar. Priorität hat die Forderung nach Wohnbebauung auf der Spreeinsel, ausdrücklich auch thematisierbar am Schloßplatz und im gesamten hauptstädtischen Entwicklungsgebiet, wie jetzt auf dem Friedrichswerder. Denn städtische Plätze, seien sie noch so symbolträchtig und bedeutungsreich, werden arm an Leben, wenn vergessen wird, daß die Stadt für Menschen gebaut wird, deren Lebensraum sie ist. Einer stadtgestalterisch noch zu definierenden Wohnbebauung der Breiten Straße und der Schloßfreiheit stimmt die Stadtteilvertretung Spreeinsel zu, ja befürwortet diese nachhaltig. Die Spreeinsel und deren Umfeld muß bewohnbar bleiben und werden. Das nur einen Steinwurf entfernte Kulturforum steht für ein, in dieser Hinsicht, historisches Dilemma des verlorenen Platzes, weil er/es keine Bewohner hat. Das etwaige dortige Stadtgebiet am Tiergarten war bis zur Nazi-Herrschaft reich gesegnet mit Persönlichkeiten der Berliner Stadt- und Kunstgeschichte. Die Museumsinsel im Norden der Spreeinsel verträgt kein Vakuum an Kultur-Stadt-Raum - sie braucht vielmehr den lebendigen Schloßplatz und eine kulturell belebte Spreeinsel insgesamt.
Die Stadtteilvertretung Spreeinsel sieht in den vorhandenen Museen zum Weltkulturerbe der Sammlungen zur Archäologie, Architektur, Bildenden Kunst und Gartenkunst auf der Museumsinsel und auf dem Friedrichswerder mit der Friedrichswerderschen Kirche als maßstabsetzendem Juwel der Kulturgeschichte, der Staatsoper Unter den Linden, der Humboldt-Universität und den weiteren Prachtbauten auf dem Schloßplatz und den angrenzenden Gebieten sowie der Landesbibliothek in der Breiten Straße eine hohe Verantwortung für die Bildung des Geschmacks zukünftiger Generationen. Das Museum sollte - auf dem "Weg" zum Schloßplatz - europäisch und außereuropäisch neu erkundet werden - als modernes Netz zur Darstellung von Toleranz-, Kunst-, Kultur- und Lebensphilosophie, als "Museum" Europäischer Kulturen ein identitätsstiftendes Medium.
Die Stadtteilvertretung stellt sich auf dem Schloßplatz ab sofort ein "Bürgerzentrum Spreeinsel" im sog. Staatsratsgebäude vor und wird - wenn die Entscheidung zur Entwicklung dieses Ortes so gefallen sein sollten - bereit sein mitzuarbeiten an einem Mix von großer Öffentlicher Bibliothek, europäisch und außereuropäisch vernetzten Museen und einem modernen Medienzentrum zur öffentlich-rechtlichen und privaten Kommunikation in der Bundeshauptstadt Deutschlands (auch mit weiteren Anrainern der Kommunikationsbranche, einem kompatiblen "Baustein" mit zukunftsträchtigen Ressourcen):
- Die Stadtteilvertretung Spreeinsel toleriert und begrüßt Leben und Religion an diesem historischen Ort, dem Berliner Dom mit Gottesdiensten und Andacht, in der Ökumene, mit religiösen Gemeinschaften und einem zu bauenden Dom der Weltreligionen;
- Die Stadtteilvertretung Spreeinsel sieht in der Entwicklung von vielfältigem Wohnraum, unter Einbeziehung der unmittelbaren Lebens-Quartiere im Entwicklungsgebiet mit Hauptstadtfunktion einen großen Gewinn für die Kultur der Zukunft. Wie bilden sich soziale und kulturelle Identitäten? Die Herstellung von Identitäten ist kein gradliniger Prozeß, sondern er ist häufig mit starken Konflikten behaftet. Welche Rolle spielt Räumlichkeit, spielen Stadträume bei der Identitätsfindung? Diese Fragen gilt es bei allen Nutzungsüberlegungen zu bedenken.
- Die Stadtteilvertretung Spreeinsel befürwortet kein Moratorium zum Schloßplatz, im Gegenteil. Auch ein sehr anregend grün leuchtender Central Parc Berlin ist nur die Umschreibung für mehrfachen Abriß - auch wenn der Zugang zur Spree über eine verbindende, wie in Rom die Spanische Treppe, wirkende breite Freitreppe an der Stelle des Palastes der Republik als ein zeitgenössisches Pendant der Schinkelschen, mit 18 ionischen Säulen geschmückten Freitreppe, aufgefaßt werden könnte.
- Die Stadtteilvertretung Spreeinsel sieht die Fischerinsel als Wohnstandort mit höchster Priorität für die Schaffung einer neuen Infrastruktur zur Erhöhung der Lebensqualität auf der Fischerinsel.
- Die Stadtteilvertretung Spreeinsel thematisiert weiterhin die die Insel umgebenden Wasserwege der Spree und des Spreekanals/Friedrichsgracht bis Kupfergraben, um zu behutsamen Tourismus-Programmen und temporären Veranstaltungen im Rahmen des von der Wirtschaftsverwaltung angestrebten Projektes "Wasserstadt Berlin" anzuregen.
- Die Stadtteilvertretung Spreeinsel sieht die lebens-freundliche Anbindung der Spreeinsel an umliegende Lebensräume und Netzwerke der Stadt Ost-West mittels entschiedener verkehrspolitischer Neukonzipierung als verkehrsberuhigten Stadtteil - die übergreifende Vernetzung der Stadt-Räume muß erfolgen zwischen Alexanderplatz und der ehemaligen Friedrichstadt bis zur Wilhelmstraße mit stadthistorischen Schwerpunkten und Erschließung durch Fahrrad- und Spaziergänger-Wege, einschließlich und besonders den Stadtraum an der Leipziger Straße. Aber auch in Nord-Süd-Richtung, wofür die weitreichende, vor allem historische Uferrandbebauung ein deutlicher Hinderungsgrund ist.
- Die Stadtteilvertretung Spreeinsel befürwortet zur Milderung der noch auf lange Sicht zu erwartenden Auswirkungen von Baumaßnahmen und der dadurch massiven Beeinträchtigung der Lebensqualität auf der Spreeinsel und den umliegenden Gebieten Auflagen und Kontrolle zu deren Einhaltung an die Investoren und hier ansässigen Wirtschaftsverbände und Organisationen. Der beispielsweise bei Erteilung der Baugenehmigung als teilweise öffentlich zugängliche Gebäudestruktur ausgewiesene Glaspalast des DIH und der Arbeitgeberverbände ist heute für die Öffentlichkeit unzugänglich. Dies steht im direkten Gegensatz zu Öffentlicher Bibliothek und Wohnkultur in der direkten Umgebung.
Ganz persönlich möchte ich als Anhängerin neuer Wege zur Behandlung von Krankheit und altersbedingten Erscheinungen die Einrichtung eines medizinischen Zentrums auf der Spreeinsel befürworten, das beispielsweise auf der Basis Traditioneller Chinesischer Medizin gleichzeitig als lebendiges Museum und als Behandlungszentrum eine neue Behandlungskultur etablieren kann. Die Akademie für Europäisch-Chinesische Medizin und Pharmakologie, die sich bereits in Mitte befindet, könnte diese Rolle beispielsweise übernehmen.
Mit der Bewußtmachung einzelner Defizite und der behutsamen Umsetzung einzelner Ideen, die im folgenden kurz benannt sein sollen, beginnt Gestaltung der Lebenskultur an diesem Ort - mit öffentlicher Kommunikation zu kommunalpolitischen, wirtschaftlichen und stadtsoziologischen Themen ebenso wie zu Kunst, Kultur und Wissenschaft.
Öffentliche Kommunikation heißt hier zuerst umfassende Information und Anschauung vor Ort zu allen Fragen und Problemen. Das bedeutet die Schaffung eines national und international vernetzten Kommunikations- und "Bürgerzentrums Spreeinsel" mit Service-Funktion für alle Belange der Kultur- und Kommunalpolitik - einschl. kommunikative Verbindungen mit den Partnerstädten in aller Welt. Aufbau und Einrichtung eines Forums zur stadtgeschichtlichen Agenda "Spreeinsel" in Form eines kulturgeschichtlich orientierten Vortrags- und Erlebniszentrums zum alten und neuen Berlin.
Abschließend ein kleiner Ausblick auf den ersten Schritt:
Damit dies im Zeitalter der wachsenden öffentlichen Kommunikation über das Internet in einem ersten Schritt möglich wird, habe ich als Bürgerin, die auf der Spreeinsel lebt, schon mal die Domain im World Wide Web "spreeinsel.de" mit privaten Mitteln gekauft. Schritt für Schritt wird sich hier die Stadtteilvertretung Spreeinsel darstellen und alle "Spreeinsulaner" sind eingeladen, dies wahrzunehmen.
Konkrete mögliche Einzelprojekte
Gewerbe und Wirtschaft:
Gewerbeansiedlung durch sofortige Existenzgründungs- und Ansiedlungsunterstützung mittels Förderung von handwerklichen Gewerbebetrieben im alltagsnahen und Lebensgrundlagen bildenden Bedarf, Eröffnung von Dienstleistungs- und Versorgungseinrichtungen auf der Spreeinsel in wohnnahen Bereichen zu günstigen, d.h. nicht überhöhten (!) Gewerbemieten. Vernetzung und Unterstützung der bürgernahen Stadtentwicklung an der Leipziger Straße - nicht durch Rückbau, sondern durch Verkehrsberuhigung und familienorientierte Sozialstrukturen fördernde Verdichtung der Wohnquartiere. Dringend notwendig ist die Förderung kleinteiliger Vermietung von Gewerberäumen, da der steigende Leerstand in ganzen Fußgängerpassagen nicht mehr hinnehmbar ist. Die Vernetzung besonders dieses Gebietes, das nicht a priori als Prachtstraße in den Tiergarten führt, sondern jetzt am Leipziger Platz endet, ist der dritten Politik-Achse als verkehrsfrequentierte Zielgerade in Richtung Bundesrat (ehem. Preußisches Herrenhaus) dem Bund und der Stadt besonders "ans Herz zu legen"! Zahlreiche Läden befinden sich in der Verwaltung des Bundesvermögensamtes. Die Anbindung an kommunalpolitische Programme wäre hier mit Blick auf die Spreeinsel dringend erforderlich, um nicht kulturelles Niemandsland zwischen Spreeinsel und Kulturforum zu erzeugen. Ich meine nicht Quartiersmanagement, sondern Stadtentwicklung in kleinteiligerer Dimensionierung als das bisher Vorhandene.
Offene Kinderbetreuung für Anwohner, Angestellte, Tagestouristen oder Hotelgäste:
Reetablierung der Kindertagesstätte an der Inselbrücke. Der vom vormaligen Bezirksamt etablierte Kreis Kreativhaus e.V. ist so gut wie nicht öffentlich wirksam. Über zukünftige Gestaltungen gibt es keine öffentlichen Hinweise.
Medizinische und sportliche Betreuung:
Erhaltung und Ausbau der Schwimmhalle und von Fachkräften betreuter Sportstätten und Kosmetik-Institute auf der Spreeinsel. Einrichtung mehrerer verschiedener medizinischer Betreuungszentren vor allem auf der Fischerinsel. Einrichtung eines Behandlungszentrums zur prophylaktischen Behandlung und medizinischen Versorgung akuter Formen nach Gesichtspunkten der traditionellen chinesischen Medizin.
Gastronomie:
Eröffnung weiterer Speise- und Erlebnis-Restaurants, bspw. im ehem. Jungendkaufhaus, oder am Wasser Friedrichsgracht/Ecke Gertraudenbrücke.
Verkehr und Touristik:
- Ökologische Einbindung der Spreeinsel in den Wirtschaftsrahmen "Wasserstadt Berlin"
- Reduziertes Verkehrsaufkommen in der Innenstadt, vor allem über die Spreeinsel! Erforderliche Maßnahmen:
- Festlegung 30-km-Zone gesamte Spreeinsel und Schaffung von Radfahrwegen mit Querung über die gesamte Insel, d.h.: die gesamte Spreeinsel wird zum Tempo-30-Gebiet umgestaltet, einschl. Straßenquerungen Unter den Linden und Mühlendamm/Gertraudenstraße bis südlich der Spreeinsel gelegene Wallstraße mit Märkischem Museum und Zufahrt zu S-Bhf. Jannowitzbrücke. Nördlich: Zufahrten zum Bode-Museum, Zeughaus; Östlich: Burgstraße, Zufahrten zum Hackeschen Markt, sofern nicht bereits autofreier Bereich.
- Schaffung eines komplexen Fahrrad- und Fußgänger-Spazier-Wege-Netzes
- Nahezu autofreier Verkehr entsprechend der Anbindung des innerstädtischen Verkehrs an den Innenstadtring. Die "Schließung" der Leipziger Straße am Leipziger Platz ist die eine Seite, die andere die bereits in Ansätzen vorhandene Reduzierung des Verkehrsaufkommens durch weitere ÖPNV-Maßnahmen, wie die geplante Straßenbahn Alexanderplatz-Mühlendamm-Leipziger Straße und die Wiederherstellung des Spittelmaktes in seinen Grundzügen.
Fahrrad-Standorte (Parken und Vermietung) und Velo-Taxis:
Standorte: sog. Staatsratsgebäude, Museumsinsel, Dom, Historischer Hafen Zeughaus (Status quo!) und an Verkehrskreuzungspunkten (wie S-Bhf. Jannowitzbrücke).
Schiffsanlegestellen für Boote und kleine Fahrgastschiffe auf Spree und Kupfergraben - Kooperation mit Wirtschaftsverwaltung im Rahmen "Wasserstadt Berlin" zur Rekonstruktion der Schleuse am Auswärtigen Amt, entgegen bisherigen Ankündigungen der Nicht-Wieder-Inbetriebnahme.
Kunst und Wissenschaft, Bildung und Erlebnisraum:
- vorbehaltlose Zustimmung zur Wiedererrichtung der Schinkelschen Bauakademie als Lehrstätte und Begegnungszentrum der internationalen Architektur-Eliten und -verbände;
- Erstellung einer Ausstellung "Spreeinsel und die Historische Mitte" für Dauer-Standort sog. Staatsratsgebäude.
- Ansiedlung von Kunst-Galerien und Künstler-Werkstätten für zeitgenössische Kunst und Kunsthandwerk auf der Spreeinsel.
- Spezielle Identifikations-Projekte zur Stadtgeschichte und des modernen Lebens in der City Berlins, und/oder künstlerischer Projekte zur Veränderung und ständigen kulturellen Kommunikation des Wohn- und Stadt-Alltages wie bspw. in Belgien "GENT/Offene Stadt - Kunstausstellungen in Wohnungen"
- Größere Inanspruchnahme der für die Stadtgeschichte wichtigen Einrichtung Stiftung StadtMuseum und dessen Förderung
- Gründung eines Erlebnis-Hauses für Fluß- und Meeresbiologie (Studien s. Oceanario in Lissabon) bspw. an der Mühlendammbrücke (ehem. Münze/Schwerinsches Palais)
- Temporäre Natur-Landschaften und Gärten - die Fischerinsel, der ehem. Petriplatz/Jugend-Kaufhaus, der Garten des sogenannten Staatsratsgebäudes, Erschließung der Uferpromenaden zu lebensnahen Natur-Räumen.
Handel:
Umgestaltung des Mühlendammes (zunächst durch Verkehrsberuhigung) zum europäischen Handelsplatz für in- und ausländische Gewerbetreibende, Kunst-Händler, Obst- und Gemüse-Händler, Bijouterie (vgl. bspw. Ponte Vecchio/Arno in Florenz) usw. mit touristischen Frequenzen über das Nikolaiviertel, die Spreeinsel/Historischer Hafen mit Gaststätte und Ausstellung "Berlin ist aus dem Kahn gebaut", Gertraudenbrücke/Friedrichsgracht, Brüderstraße bis Sperlingsgasse und Staatsratsgebäude mit Park, resp. Friedrichswerdersche Kirche.
Eine Auflistung der wenigen, vorhandenen Einrichtungen und Gewerbe muß aus Zeitgründen nachgeholt werden. Selbstverständlich ist Kooperation mit Vorhandenem erforderlich, so daß die Spreeinsel als ein Gesamt-Netzwerk für Wohnen, Kultur und Tourismus, noch auch Politik, gesehen werden muß. Die erforderlichen Berufe und Partner in Politik und Wirtschaft müssen gefunden und zur Kooperation bewegt bzw. verpflichtet werden. (Die Förderungs- u. Beschäftigungsmöglichkeiten müssen gesondert ermittelt werden. Das prospektive Angehen und Verbreiten könnte bereits mit 3 - 4 interessierten Mitgliedern der STV bzw. STZ e.V. beginnen. Das UEP-Programm und das IHK-UMKIS-Förderprogramm müssen daraufhin durchgearbeitet werden, in Kooperation mit den zuständigen Senats- resp. Bezirksverwaltungen Entsprechende Eigentümer und Verwaltungen für Standortverwertung und Nutzungsverträge müssen zu Partnerschaften gewonnen werden.
Für Kritik, Vorschläge, Anregungen und kräftiges Mittun ist die "Stadtteilvertretung Spreeinsel" dankbar.
(Projektbeschreibung: Anne Wagner-Junker, Dipl. phil.. Rück-Fragen bitte an: Anne Schäfer-Junker e-mail: info@spreeinsel.de)
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