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Die Stadtteilvertretung Spreeinsel

Stadtteilvertretung Spreeinsel
Fischerinsel 5, 10179 Berlin

Anne Wagner-Junker, Sprecherin
E-Mail: info@spreeinsel.de

Berlin, Mai 2000

Pressemitteilung der Stadtteilvertretung Spreeinsel


Südliche Spreeinsel wird zerplant - B-Plan zur "Fischerinsel" bis zum 25. Mai öffentlich ausgelegt

Vor der weiteren kulturellen Vernichtung des südlichen Teils der Spreeinsel warnen die Mitglieder der "Stadtteilvertretung Spreeinsel". Der bis zum 25. Mai im Stadtplanungsamt Mitte ausliegende Bebauungsplan I-58 für die Fischerinsel setzt für das dicht besiedelte Wohngebiet mit ca. 3.000 Einwohnern eine Neubebauung als quartiersdimensionierter Blockrand entlang der Gertraudenstraße und des Mühlendammes fest. Die zu errichtenden Quartiere Gertraudenstraße / Fischerinsel 12 und Mühlendamm / Ecke Fischerinsel vernichten als öffentliche Grünfläche gesichertes Gebiet, das nicht als Bauland entfremdet werden darf. Hier befindet sich intakter Baumbestand mit ausgeprägter Singvogel-Welt und stellt einen nicht vertretbaren Eingriff in das ohnehin defizitäre Grünvolumen dar. Die dafür im B-Plan I-58 vorgesehene Dachbegrünung des geplanten Wohnquartiers bietet keinen vergleichsweisen Ersatz. Die Linienführung einer Straßenbahn zur Leipziger Straße soll langfristig mit einem Abzweig an der Gertraudenstraße / Fischerinsel in Richtung Kreuzberg über die Roßstraßenbrücke geführt werden. Dafür muß die Straße Fischerinsel erweitert werden, was wiederum einen Eingriff in den vorhandenen Baumbestand bedeuten würde. Auf dem zur Bebauung vorgesehenen Gebiet entlang des Mühlendammes stehen ca. 30 Bäume, von denen ca. 24 unter Schutz stehen. Die vorgesehene Dachbegrünung auf dem zu bauenden Quartier kann den nötigen Ausgleich keinesfalls leisten. Die Spielplatzfläche gilt auf der gesamten Insel als defizitär. Entgegen bisherigen Ankündigungen zeigt der B-Plan, daß keine Parkplätze für die jetzt hier lebenden Anwohner geschaffen werden - nachzulesen in der bis Donnerstag (25.5.) im Stadtplanungsamt Mitte, Rosa-Luxemburg-Straße, ausliegenden Begründung zum B-Plan. Und: Wie die starken Lärmimmissionen reduziert werden können, bleibt leider völlig offen.

Der Abriß des Denkmales Ahornblatt ist für den 29. Mai 2000 geplant - so der Geschäftsführer Klaus Müller vom Eigentümer des Grundstückes OMG, Donaueschingen. Es ist unverständlich, daß das Alternativ-Gutachten zur Fischerinsel von Prof. Bodenschatz / Dr. Döhler, das den Erhalt des Ahornblattes durch Neuinterpretation des Umfeldes vorsah, nicht in die Planung einbezogen wurde. Die Errichtung eines Zwei-bis-Drei-Sterne-Hotels auf diesem Grundstück (am historischen Ort von Cölln!) ist, trotz vorgesehener Wohnbebauung, unakzeptabel. Zu guter Letzt würde die in ferner Zukunft geplante U 3 die Fischerinsel zwischen Gertraudenstraße und Schwimmhalle queren. Die erfreulicherweise im B-Plan ausgezeichneten Fußgängerbereiche an der Südspitze entlang des Spreekanals bis zur Neuen Gertraudenbrücke stellen keine Gewähr dafür dar, daß nicht doch in naher Zukunft die über die sanierte Inselbrücke führbare Straße in Richtung Mühlendammbrücke ausgebaut werden kann.

Die Stadtteilvertretung Spreeinsel bittet alle interessierten Berliner BürgerInnen noch bis Donnerstag den festzusetzenden B-Plan einzusehen. Unsere bereits im September 1999 formulierten Forderungen, die Verkehrswege über die Spreeinsel zu reduzieren und wirksame Konzepte zur Verkehrsaufkommens-Reduzierung umzusetzen, werden hiermit erneuert.

In die anhaltende öffentliche Diskussion zum Schloßplatz kehrt allmählich eine bedachtere Sicht auf das gesamte historische Areal der Spreeinsel zurück. Wir erwarten von einem Amt für Ökologische Stadtentwicklung und der Bundesregierung die Einordnung der Fischerinsel in eine Planungskultur, die der Bedeutung der gesamten Spreeinsel entspricht - Weltkulturerbe im Norden, künftiger Kommunikations- und Kulturstandort Schloßplatz, kulturvolles Leben und Wohnen im Süden. Es ist bereits 5 Minuten vor 12 - eine weitere Bebauung der Fischerinsel und die vorgesehene Bebauung des Friedrichswerder am Spittelmarkt vernichten die letzten größeren Grün-Flächen im Gebiet entlang des Mühlendammes und am Spittelmarkt.

Anne Wagner-Junker, Sprecherin (V.i.S.d.P.)

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