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Feuilleton online

Schlossplatz

01.11.2005

Deutschland im Koalitionsfieber

Was wird aus dem Schlossplatz bei einem 35 Milliarden-Haushaltsloch?

Anne Schäfer-Junker
Berlin

Hier noch einmal mit der neuen Bundesregierung zu überlegen kann nur heißen, zu neuen Fragen neue Antworten zu finden - was sind da schon 15 Jahre der Diskussion gemessen an der Geschichte dieses Ortes seit dem 13. Jahrhundert?

Wäre es so schlecht sich folgenden populären Aspekten neu zu stellen?

  • Nutzt das vorhandene wertvolle Skelett des Palastes der Republik und bedenkt die Auswirkungen jeder anderen Überlegung konsequent, bspw. für die noch vorhandene historische (hölzerne) Gründung von Schinkels wunderbarem Alten Museum, dem über viele Jahre mit zahlreichen Risiken wieder aufgebauten Berliner Dom!
  • Fördert den Masterplan Museumsinsel zur vollständigen General-Sanierung des UNESCO-Weltkulturerbes!
  • Macht aus dem Stabilbaukasten "Palastskelett" einen Schloss-Palast mit der heutigen Jugend und den Nutzern, die die "Expertenkommission Historische Mitte" empfohlen hat!
  • Laßt Herrn von Boddien und den "Verein Wiederaufbau Berliner Schloß" die angekündigten 80 Millionen mit großartigen Handwerkern und Künstlern einbringen!
  • Freut Euch über die vielen kulturellen Möglichkeiten der unterirdischen Verkehrs- und Kulturwelt, um die Berlin an anderen Stellen schon beneidet wird: U-Bahn unter der City, verlängerte Archäologische Promenade und Unterwasser-Café mit Glaswand am Kupfergraben, die hier in der Wasserstadt Berlin von hoher Attraktivität sein würden.
  • Nehmt Euch Architekten, die etwas vom modernen Bauen verstehen und nicht Immobilienmagier, die Zahlen hoch gerechnet haben!
  • Baut die Schinkelsche Bauakademie wieder auf!
  • Und: last but not least - löst die Verkehrsprobleme zugunsten einer nachhaltigen Stadtentwicklung und bürgerfreundlichen hohen Aufenthaltsqualität!

Sollte das alles noch nicht ausreichen, dann stellt die gesamte Spreeinsel unter Denkmalschutz, denn hier gibt es etwa zu schützen und zu nutzen, das durch große Öffentlichkeit und Weltläufigkeit in seiner Geschichte und Gegenwart immer erhaltenswert war und jetzt dringend eine gesicherte Zukunft braucht: das Zentrum der deutschen Bundeshauptstadt mit seinen Weltkulturerbe-Museen und seinen Bauten im Umfeld, wie die Staatsoper Unter den Linden, die Humboldt-Universität, die Prachtstraße Unter den Linden, das Berliner Rathaus, den Molkenmarkt und die südliche Spreeinsel mit ihrer Bewohnerdichte und ihrer hohen Aufenthaltsqualität an den Spreeufern. Diese Orte reflektieren ein gut Teil Architekturgeschichte und modernes Wohnen und Leben. Davon profitieren die Opernwelt, die Geschäftswelt Unter den Linden, die Theaterwelt, die historischen und städtischen Museen, die Infrastruktur für Touristen und Bevölkerung.

Diese Betrachtung gesamtstädtischer Kultur und Vielfalt dient auch der kulturellen Mitte am Kulturforum. Hier ist der Potsdamer Platz neu erstanden, aber das aufregendste architektonische Kleinod - die Scharoun-Bauten - wird weiter visionär-zukunftsplanerisch vernachlässigt. Oder scheint sich nun endlich 2005 in der Berliner Politik eine Mehrheit für die Fortsetzung der Scharounschen Ideen und die Umsetzung der durch Edgar Wisnewski vertretenen Ideen fürs Kulturforum - gegen die Stimmannschen Bebauungspläne - zu finden? Hier kann es nur Hans Scharoun geben, den großen Meister der Stadtlandschaft - das ist die einmalige, geniale und ästhetisch wertvolle Handschrift der modernen Architektur "Kulturforum". Alles andere wäre Stümperei!

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