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Die Fischerinsel

Sarah Kirsch

SARAH KIRSCH

Am 16.4.1935 wurde Sarah Kirsch in Limlingerodes Pfarrhaus am Thüringer Südharz geboren - als Ingrid Hella Irmelinde Bernstein - das die Familie ihres Großvaters, des Pfarrherrn Paul Bernstein bewohnte.

In Halberstadt schließt Ingrid Bernstein ihr Studium als Diplom-Biologin ab. Mehr zu ihrem Leben auf den Internetseiten "Dichterstätte Sarah Kirsch e. V."

Sarah Kirsch starb am 5.5.2013 im Krankenhaus in Heide.

Sarah Kirsch
Datum

Der kam am 28. Februar, stellte
Sich mir vors Fenster in einem Bärenfell sagte
O wie mir schwindelt. An diese Höhe
Könnte ich dich gewöhnen, Schöner
Lerne mich tragen und ich
Mache mich leicht. Auch soll dir dafür
Manches Wunder passieren: mein Haar
Wird dir durch die Finger wachsen dein Mund
Der Abdruck des meinen du hörst mich fortan
Wenn ich nicht da bin. Sprichst meinen Namen
Hin in die Winde: alles gelingt.
Herzschöner wollen wir Julia und Romeo sein?
Der Umstand
Ist günstig, wir wohnen
Wohl in der gleichen Stadt, aber die Staaten
Unsere eingetragenen Staaten gebärden sich, meiner
Hält mich und hält mich er hängt so an mir wir
Könnten sehr unglücklich sein ach du sprachest
Eben noch mit mir

Am Sonntag, dem 27.5.2001 (wir irrten uns im Datum beim Autogramm) besuchte ich Sarah Kirsch in Tielenhemme am Eiderdeich. Dank einer wundervollen Taxifahrerin gelang mir der Spontan-Besuch von Heide aus. Als ich die gezeichneten roten Kirschen - solche Kirschenpaare hängten wir uns als Kinder in Thüringen über die Ohren - auf einem weißen Schuhkasten vor dem Haus sah, wußte ich, dass ich angekommen war. Und welches Glück: sie öffnete und ich durfte bleiben. Die wunderbaren Akwareller von ihrer Hand an den Wänden und ein lichter großer Raum ... in dem wir Einiges sprachen. Ihren Wunsch nach Jakob van Hoddis "all meine pfade rangen mit der nacht" - ein Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung vom 10.6.-31.8.2001 in der Stiftung "Neue Synagoge Berlin - Centrum Judaicum" - konnte ich ihr erfüllen. So sind - kurz gesagt - die bleibenden Erinnerungen an meinen Besuch am Deich bei der größten deutschen Dichterin unserer Zeit in meinem Thüringer Tagebuch zu verzeichnen.

Sarah Kirsch, Widmung

(Das Gedicht Datum schrieb Sarah Kirsch auf der Fischerinsel, wo sie damals wohnte, veröffentlicht 1976 in "Rückenwind")
Sarah Kirsch, Aquarell
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